...leider noch mal nach Münster. Am 12.11. werden die Sisters of Mercy die Ohren der treuen und leidensfähigen Fans noch einmal malträtieren. Sie taten es schon mal, mehrmals auf der aktuellen Tour, auch in Münster. In manchen Städten der Tour ließen sie aber Gnade walten und traten gar nicht erst auf.
Wir hoffen, das schicke ich voraus, dass Andrew Eldritch nicht ernsthaft krank ist und sich (bald) wieder bester Gesundheit erfreut. Dies werden dann aber wohl meine einzigen positiven Worte zur aktuellen Tour der Sisters, vor allem aber ihrem Auftritt in Münster sein. Was sich beim Auftakt ihrer Deutschlandtour im heimischen Jovel abspielte, war von vorne bis hinten ein Desaster.
Ich bin kein großer Fan der Band, ihre Musik hatte vor über 30 Jahren dennoch einigen Einfluss auf meinen jetzigen Musikgeschmack. Spätestens 1992, mit dem Erscheinen der Compilation „Some Girls Wander by Mistake“, war die Musik bei mir in der Hot Rotation. „Temple of Love" war der Ohrwurm der Stunde. Leider verpasste ich es, mir das Ganze in der guten Zeit einmal live anzusehen. Mit 15 Lenzen waren Konzertbesuche allerdings auch nicht ganz so weit oben auf der Liste der Dinge, die Eltern so richtig dufte finden...
Schade, vielleicht habe ich mir so die Chance auf ein einigermaßen würdiges Konzerterlebnis der Sisters of Mercy „genommen". Zurück ins Jetzt: Meine Chance, die Sisters starten ihre Deutschlandtour in Münster, im ausverkauften Jovel. Mein Plan? Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Für ein Münsteraner Onlinemagazin besorgte ich mir eine Fotogenehmigung und einen Platz auf der Presseliste. Was dann folgte, war eine Sinfonie der Enttäuschung!
Ein Freund des hellen Lichts ist Eldritch nie gewesen und der obligatorische Nebel fehlte nicht zu Konzertbeginn. Auch, wenn laut Zeitzeugen in Sachen Nebel früher schon mal „mehr Lametta" war. Geräuschmäßig schoss mir nach dem Intro ein undefinierbarer Brei entgegen, und das, was sich anschließend als Eldrtischs Stimme entpuppte, klang wie ein heiseres Bellen. Ich glaubte zunächst an ein Tonproblem oder einen technischen Defekt. Mitnichten, leider!
Das, was da aus den Boxen suppte, ließ größtenteils höchstens erraten, welches Lied der Drumcomputer "Doktor Avalanche" da gerade aus dem Speicher prügelte. Auch die Gitarre trug nicht wesentlich zum Geschehen bei. Ben Christo war mit seiner Gitarre übrigens alleine auf der Bühne. Eldritch hatte den zweiten Gitarristen, Dylan Smith, eine Woche zuvor beim London-Konzert noch auf der Bühne gefeuert.
Für Ben Christo bedeutete das allerdings nur, dass er jetzt abwechselnd auf beiden Bühnenseiten selbstverliebt posieren konnte. Dies tat er auch, im steten Wechsel, wie programmiert. Ganz im Gegensatz zu Eldritch, der tigerte ungelenk im Hintergrund von rechts nach links und gab sich Mühe, möglichst nicht gesehen zu werden. Wozu auch, wenn man ihn schon nicht hört. Damit ist das Konzert eigentlich schon hinreichend beschrieben. Der Sound erfuhr zum Ende hin leichte Besserung, war aber von gut und verständlich meilenweit entfernt. Die Stimme des Sängers blieb hingegen ein Totalausfall.
Bereits nach 5 bis 6 Songs leerte sich die Halle merklich, der Biergarten füllte sich und etliche Fans traten direkt die Heimreise an. Enttäuschung und Wut, wohin man schaute. Immerhin machte man sich in Münster wenigstens die Mühe, das Konzert zu Ende zu spielen. In Berlin brach man das Konzert aus gesundheitlichen Gründen mittendrin ab, in Köln cancelte man nach der Vorgruppe und Wiesbaden wurde komplett abgesagt. Vielleicht eine Fügung, denn verpasst haben die Zuschauer sicher nichts. Schlechte Kritiken allerorts, gepaart mit der Gewissheit, dass es wohl in den letzten zwei Jahrzehnten nicht besser war. Besser kann sich eine musikalische Legende kaum zerlegen.
Zerlegen? Moment! Vielleicht darf man der Band keinen Vorwurf machen. Die Rente kommt früh genug und noch füllt sich die Rentenkasse ja. Dank reihenweise ausverkaufter Hallen. Das verstehe wer will!
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